Inbetriebnahme der Rothen Brücke (19. 05. 2019)

Was die Brieftaube Jenny zu gurren hat

 

Ein ereignisreiches Wochenende von Landschloss bis Veste

(Einweihung der wieder gängigen Rothen Brücke auf Königstein)

 

Als sich Jenny auf sächsischem Sandstein niedergelassen hatte, hatte sie viel zu gurren: „Gurr, gurr, gurr, im Zwingergarten sind die Pomeranzen los, in Malter der Drache Fangdorn, gurr, gurr, gurr, - und in Freital, gurr, gurr, gurr sind es die Barocken gurr, gurr, gurr… „ Aber hier gurr, auf Europas größter Festung gurr, ist heute der Festungsverein gurr, gurr, gurr ganz aktiv tätig, um den Besuchern eine alte Wippbrücke in Funktion vorzustellen gurr, gurr, gurr“. Aber ja, Jenny, diese Aktivität lockte uns und unzählige (mehr als sonst) Besucher auf die Festung. Empfangen von einem der wackeren Kerls der Festungswache, konnten wir am Fuße des Festungsfelsen erleben, wie die Rothe Brücke funktioniert. Ganz ohne Muskelkraft ging das nicht, weshalb mehrere männliche Vereinsmitglieder mittun mussten. Bei dem überaus heißen Wetter nicht unbedingt eine leichte Aufgabe. Aber die Besucher quittierten diesen (vielmals vorgeführten) Kraftakt mit viel anerkennendem Applaus.

 

Der Internationale Museumstag war Grund genug, die Rothe Brücke, nach langer Zeit der Brache, wieder in Funktion zu nehmen. Das auch sehr wohlwollend von der Festungsdirektorin aufgenommen, die sich der Inbetriebnahme persönlich überzeugte.

 

Gurr, gurr, gurr, - die Brücke sah schon Scharen von Felsentauben über sich kreisen, gurr, gurr, - in all den Jahren seit der Entstehung gurr, gurr Ende des 18. Jahrhunderts gurr, gurr. Sie diente der Sicherung des Zugangs zu den Niederen Äußeren Verteidigungswerken der Veste gurr, gurr.“ Ja Jenny, aber zunächst war es eine hölzerne Zugbrücke, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts durch eine eiserne Wippbrücke ersetzt wurde. „“Gurr, gurr, - mit Hilfe von Hintergewichten kann diese in Sekundenschnelle nach oben geklappt werden, was uns Taubenvolk gurr, gurr zunächst sehr erschreckt hat, gurr, gurr, gurr“.

Nun ich denke Jenny, so frech und anhänglich wie ihr seid, werdet Ihr Euch schnell daran gewöhnt haben.

 

Die Mitglieder des Festungsvereins jedenfalls konnten und wollten sich nicht daran gewöhnen, dass dieses frühe technische Denkmal nicht mehr funktionstüchtig war. Also setzte man manche Freizeitstunde und viel Schweiß daran, die Rothe Brücke wieder in Betrieb zu setzen. Das ist voll gelungen und wir sind froh, dass wir bei der ersten Öffnung dabei sein durften.

Nahe der Brücke hatte der Festungsverein, in gewöhnter Manier, einen Infostand, Hier konnten u. a. Sonderdrucke des Vereins zur Festungsgeschichte erworben werden, aber auch Kostproben des Festungsweines und für Jung und Alt ein Wissensspiel.

 

Bei all den interessanten Eindrücken hatten wir ganz unsere Jenny aus den Augen verloren. Wir denken, dass sie mit viel Gegurre einen Abstecher nach Freital- Burgk, oder Malter oder über den Zwingergarten gemacht hat.

 

Der Tag war hochsommerlich heiß und daher währe die Benutzung des Aufzuges angebracht gewesen. Aber wir wollten mal wieder die Tore passieren und die Wagenwinde sehen, was nicht ohne Schweiß und verausgabter Puste blieb. Der Gang im Gemäuer war kühl, aber nicht ganz ohne, denn Jennys Artgenossen entflohen mit viel gurr, gurr, der Sommerhitze nach hier und ließen gern ihre Hinterlassenschaften über uns herabfallen.

 

Nach einer Verschnaufpause führte uns unser Weg zur ständigen Ausstellung. Der Anblick der lebensecht dargestellten Fürsten aus Preußen und Sachsen, nebst Augusts Lieblingstochter Annas Catherina Gräfin Orczelska, ist immer ein Genuss und zeugt vom hohen fachlichen Niveau der Museumsleute.

 

Bei der Gelegenheit trafen wir auf einen alten Bekannten vom Königsteiner Weihnachtsmarkt, der uns zunächst nicht erkannte. Zivil gekleidet sieht man halt doch etwas anders aus als in Robe. Als wir uns geoutet hatten, folgten wir Herrn Mario BAUCH gern zu einer Führung, die man im normalen Festungsbetrieb nicht hat. Der versierte Festungsfachmann führte uns >>Rund um den Kaponnierengang über der dunkler Rampe<<. Wir waren nun mitten im altehrwürdigen Gemäuer der Festung und konnten, ähnlich der Tauben, auf die aufsteigenden Besucher blicken, aber ohne etwas fallen zu lassen, - versteht sich. Das Gegurre erinnerte uns wieder an unsere Jenny, die uns viel über ihren Rundflug zu berichten hatte.

 

Nach der Gemäuerkühle ging es wieder in die Hitze und wir suchten den schattigen Biergarten des Offizierkasinos auf. Dort musizierte ausdauernd, laut und schön ein Rotschwänzchen, Jennys Schwestern suchten mit viel gurr, gurr unter den Tischen ihren Teil und uns schockierten die Preise in der Speisekarte. Wodurch uns jegliches Gurr in der Kehle stecken blieb.

 

Um schnellstmöglich über den Schreck zu kommen, machten wir einen Festungs-Rundgang und genossen die herrliche Aussicht, die besonders elbseitig, vom Friedrichsschlösschen aus, herrlich ist. Der Lilienstein mitten im Gelb der Rapsfelder, das blaue Band der Elbe mit den Dampfschiffen, - einfach wunderbar. Und auf dem Gelände der Festung selbst gefielen uns die wunderschön bepflanzten Staudenrabatten.

 

Bei all den guten Eindrücken verging die Zeit wie im Fluge (mit und ohne Täubchen Jenny) und so passierten wir das Georgentor abwärts, um nochmals das Brückenwunder unserer Königsteiner zu erleben, noch etwas mit unseren Freunden zu schwätzen und ihnen für ihre Einladung zu danken.

 

Wir steuerten mit der Gewissheit gen Heimat, nichts in Malter, Freital oder dem Zwingergarten verpasst zu haben,  uns hat es erneut auf dem Königstein gefallen. Bald mal wieder, dann gemeinsam mit unseren TDB-Freunden.

Das kann dann nur noch schöner werden, meint Bernd Schwabe, der den Text und die Fotos verbrochen hat.

 

Urheberrecht:

Text und Fotos: Bernd Schwabe



 

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