Seyd willkommen Libthaber dieser Seyten
Heut nun sey es, und Wir wollen berichten, so auch Wir nicht unfehlbar sind. Es geht ein Sprichwort – aus Schaden wird man klug – nur hat es bey Uns nicht geholfen. Ein zweites Mal sind Wir auf einen vermeyntlichen Goldmacher hereingefallen. Dieses Mal war es eyn aus dem Fränkischen stammender Landedler namens Johann Hektor von Klettenberg. Im Jahre 1713 kam er an Unseren Hof. Sein weltmännisches Auftreten und Manieren haben Uns veranlasset, ihm 1715 den Rang eines Amtshauptmannes von Senftenberg zu verleihen. Und auch ihm sind Thaler um Thaler für seyne angeblichen Experimente, Uns Gold zu machen, in seyne Taschen geflossen. Als Uns endlich, auf Grunde seynes frivolen und verschwenderischen Lebenswandels der Kragen platzte und Wir ihn auf der Feste Königstein festsetzen ließen, so haben Wir Erkundung gemachet über diesen Lufticus. Nach notwendiger Korrespondenza mit der Gerichtsbarkeit in Frankfurt - er war ja bey uns Ausländer- wurde Uns mitgeteilet, dass jener üble von Klettenberg wegen Vielweiberei und Mordes gesuchet wird. Wir haben daheren anno 1720 Weisung erteilet, man solle ihm, seinem Range entsprechend, auf dem Königsteine, das Haupt vom Rumpffe abtrennen und es sey dieses Urtheil sofortigst zu vollstrecken.. Noch zumb heutigen Zeithen ist an jener Stelle eine unscheinbare Steinsäule als Markierung der Richtstätte und zur Abschreckung für eventuelle andere Scharlatane, zu sehen. Nun, ja, es sey zugegeben, eine blutrünstige Geschichte dieses, aber sie ist wahr, und regieren war eben auch in Unserer Zeit nicht immer ein Vergnügen. Möge Gott Euch schützen und auf den rechten Weg geleithen, so Ihr niemalens auf den Königstein zum Quartiere gelangen müsset..
Friedricus Augustus Rex
Curiösithäten der sächßischen Sprache
Ein Gott zum Gruße, Euch, die Ihr Gefallen an
dieser Seite habet und wiederum darhier zu Besuche weilet.. Wir haben Uns
erinnert an so manch Curiosum und Begebenheit, welche geschwätzet und doch gar
der Wahrheit entspräche. So ist es ein eigenartig Ding mit der Sachßen Sprache.
Wiewohl sie Uns hierzulanden wie Musica in den Ohren klinget, ist es wohl schon
des Öfteren zu Missverständnissen gekommen, so wie auch bei folgender
Begegnung. Uns zu Diensten war ein Gesandter des Namens Baron von Globisch,
welcher sich auf der Rückreise aus dem Preußischen befand, wo er in
diplomatischen Diensten für Uns tätig war, zurück ins Sachsenländle war,
wobeyen er über Leipzig nach Dresden wollte. Seine Kutsche kam des Nachtens
am „Hallischen Tore“ an und wurde von der Schildwache mit dem Ruf „Halt wer da“
gestoppet. Unser guter Mann beuget sich aus dem Kutschfenster und rufet der
Wache zu: „Ich bin der Gesandte Globisch!“. Darauf die Antwort des angerufenen
wackeren Wachmannes: „Ich bin ein sächsischer Soldat, was Ihr globt, is mir
egal. Ich muss wissen, wer ihr seid!!“. So sey Euch angemerket, ein gutes Gehör
führet zum Verstehen dieser lieblich Sprache, deren sich einstens in den ganzen
teutschen Landen die Behörden als Amtssprache bedienet haben und womitten jener entlaufene Mönch Luthern, die Biebel übersetzte und hiermitten dem gemeinen Volcke verständlich gemachet hat. Mit einem „Möge
Glück Euch beschieden sein und Gott Eure Wege beschützen.“ will ich Euch bis
zum nächsten Besuch dieser Seite gar gnädigst verabschieden.
Friedricus Augustus
von Gottes Gnaden König in Pohlen & Churfürst von Sachßen
Der Daumenabdruck
Nun
Volck, so höret und staunet. Es wird erzählet von ungeheurer Körperkraft,
welche Uns eigen ist.. Es ist verbürget, so Wir haben anno 1711, am 15. Tage
des Monates February, das Eisen eines Rosses gebrochen, man kann es noch heut
bestaunen in Unserer Rüstkammer. Nun und Thaler konnten Wir rollen wie
Pergament, wie auch zinnene Becher, die wir mit der Faust platt gedrücket
haben.. Und es wird dem trunkenen, falsch blasenden Trompeter, den Unser
starker Arm zumb Fenster hinaus eyne Abkühlung verschaffte, eyne Lehre gewesen
seyn, seyn Amt künftighin mit mehr plaisir für Unsere Ohren zu erleden.
Es wird aber auch berichtet von eynem Abdrucke Unseres Daumens im
eisernen Geländer, welches den „Brühlschen Garten“ umgibet. Ja man erzählet dem
erstaunten Gaste Unserer Residenz, wenn selbiger Gast, Mannes genug sei und
seinen eigenen Daumen in den von Uns hinterlassenen Abdrucke leget, so gehet die
Kraft Unserer Lenden auf die Seinigen über. Der Besucher aus dem Reiche der
aufgehenden Sonne staunet zumb jeden Mal, dass es bei Uns ein Mittel für Potenza
gebet, welches keinen Thaler kostet. Nun, Ihr Frauenzimmer, welche Ihr Eure
Gatten überredet habet, dieses Mittelchen zu probieren, Euch sagen Wir: „Lasset
Eure Herren im Glauben der steigenden Potenza, denn es wird Euch von Nutzen seyn..
Es ist eine Mär, welche Uns gar sehr schmeichelt. Jedoch die Wahrheyt ist, dass
dieses Geländer im Jahre 1745, also erst zwölf Jahre nach Unserem Abgang von
der Weltenbühne, errichtet wurde. Wie begehrt dieses Stück Eisen ist, wird in
einem kleinen Reim offenbar, welchen Wir in einem kleinen Büchlein des
"Grafen von der Feder" Ernst Günther gefunden haben
und Euch hiermitten zur Kenntnis bringen wollen:
So reimte der Schmiedemeister Karl Bergmann
Und einmal, das war allerlei,
da hatten einer oder zwei
des Nachts auf den Balkon Europas
am Daumeneindruck unseres Opas
mit Eisensäge und Gewalt
ein Stück Geländer abgeknallt.
Ein Hilferuf, und das war lustig,
ein Stück Geschichte ging verlustig.
Hilf, lieber Bergmann, du bist unser Mann,
mach schnell das Stück Geländer dran.
Ich musste dann mit Feuersprühenden Gewalten
den Daumeneindruck nachgestalten.
Und jetzo und für immerdar,
der Daumeneindruck wie er war,
nicht mehr von August, jenem Starken,
sondern mir, dem Karl und bei Gott nur halb so starken.
Friedericus Augustus Rex
(Tilo Meißner †)